7 Regeln für Nachhaltiges Gärtnern
– read the English Version – Es ist nicht immer einfach, die richtige Entscheidung zu treffen, wenn es um den ökologischen Aspekt unserer Arbeit und nachhaltiges Gärtnern geht. Auf den ersten Blick ist das, was wir tun, ziemlich grün: Bei der Gartenarbeit dreht sich alles um Pflanzen – oder sollte es sich zumindest. Es gibt zwar einige bedauerliche Ausnahmen wie die grässlichen Kieswüsten, die in manchen Vorgärten immer noch beliebt zu sein scheinen, aber insgesamt verbinden die meisten Menschen damit Vegetation. Aber wie man gärtnert, welche Pflanzen, Materialien und Geräte man kauft und wie man sie pflegt, kann einen großen Unterschied machen.
Nachhaltiges Gärtnern Regel 1:
Kaufen Sie saisonal
Einige Punkte gelten für den Kauf von Pflanzen genauso wie für Lebensmittel und Schnittblumen: Kaufen Sie saisonal. Ich bin immer wieder irritiert, wenn im Frühjahr Hortensien in voller Blüte zum Verkauf angeboten werden, oder mir jemand einen Blumenstrauß mit Chrysanthemen schenkt. Mit moderner Gewächshaustechnik ist es möglich, diese Pflanzen zu jeder Jahreszeit zu produzieren, so wie man auch Gurken und Tomaten anbauen kann. Ja, man kann sie jetzt kaufen, aber es lohnt sich nicht: ihnen fehlt völlig der Geschmack. Aber oh, welche Freude habe ich diese Woche erlebt, als ich die ersten Schneeglöckchen sah und wusste, dass ihnen bald Narzissen und dann Tulpen folgen werden.

Ebenso denke ich jetzt schon an die köstlichen Gerichte, die ich kochen werde, wenn die Spargelsaison anfängt, oder an die von der Sonne geküssten, saftigen Erdbeeren, die an der Pflanze reifen dürfen. Das Problem für viele ist, dass sie nicht immer wissen, was gerade Saison hat. Zu welcher Jahreszeit können Sie noch mit Äpfeln rechnen, die in Ihrem Land angebaut und gelagert wurden, oder wann kommen sie aus der südlichen Hemisphäre. Achten Sie auf das Herkunftsland. Seit letztem Jahr hat die EU ein neues Kennzeichnungssystem für Pflanzen eingeführt, das die Herkunft einer Pflanze angibt. Fragen Sie Ihre Gärtnerei oder Ihr Gartencenter, woher die Pflanze stammt, oder Ihren Gemüsehändler, wo der Rosenkohl angebaut wurde.
Nachhaltiges Gärtnern Regel 2:
Lokal einkaufen
Es ist nicht immer möglich, lokal zu kaufen, da leider viele kleine Gärtnereien im Laufe der Jahre geschlossen haben und nicht alle Regionen von vornherein mit einer großen Anzahl von Züchtern gesegnet sind. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem Einkäufer der COOP-Supermärkte in England, die eine Vorreiterrolle bei der Förderung lokaler Produkte und der Reduzierung ihres CO2-Fußabdrucks spielen. Sie hatten berechnet, dass ihre Schnittblumenrosen einen kleineren Kohlenstoff- Fußabdruck haben, wenn sie aus Kenia kommen, als wenn sie aus Nordeuropa stammen. Obwohl die kenianischen Rosen einen langenFlug hinter sich haben, um in Ihre Vase zu gelangen, wurden sie im Freien ohne zusätzliche Wärme oder Licht produziert, während die nordeuropäischen Rosen, besonders zu dieser Jahreszeit, beheizte Gewächshäuser und zusätzliche Beleuchtung benötigen, um sie zum Blühen zu bringen.
Ich muss gestehen, dass ich besonders zu dieser Jahreszeit ein Verlangen nach frischen Kräutern habe, und ich weiß von unseren Kunden, dass ich nicht alleine bin. Dies ist eines meiner großen Dilemmas. Ich sollte zu dieser Jahreszeit gefrorene oder getrocknete Kräuter verwenden, aber nichts geht über die frischen. Die Kräuter, die hier angebaut werden, kommen aus beheizten Gewächshäusern, unter Kunstlicht. Zu dieser Jahreszeit sind diese Pflanzen viel anfälliger für Pilzkrankheiten. Sie sind sehr weich, und um ehrlich zu sein, geschmacklos, da ihnen die Sonne fehlt. Zu Beginn der Saison erhalten wir immer eine Ladung Kräuter aus Italien. Der Thymian, der Salbei und der Rosmarin sind im Freiland gewachsen und haben eine wunderbar solide, robuste Qualität und entwickeln sich problemlos zu kräftigen Pflanzen (wenn ich sie nicht vorher komplett abgegrast habe) und sie sind vollgepackt mit Aroma.
Nachhaltiges Gärtnern Regel 3:
Abfallreduzierung
Es wird viel geforscht, um gute biologisch abbaubare Töpfe zu finden. Einige der kompostierbaren Verpackungen kompostieren nur bei bestimmten Temperaturen und müssen daher in die Biotonne gegeben werden, da nur kommerzielle Kompostieranlagen die erforderliche Wärme erzeugen. Töpfe aus gepresstem Torf sind schon seit Jahrzehnten auf dem Markt, aber Torf ist kein nachwachsender Rohstoff und sollte vermieden werden. Inzwischen sind eine Reihe von alternativen Produkten auf Pflanzenabfallbasis auf den Markt gekommen, von denen sich einige gut zersetzen, so dass Sie alles samt Topf in die Erde geben können. Diese eignen sich besonders für die Anzucht von Setzlingen, die schnell ausgepflanzt werden sollen. Sie sind nicht geeignet für Pflanzen, die eine Saison oder länger darin verbringen sollen.
Bis eine gute Alternative für kommerzielle Gärtner gefunden ist, steigen immer mehr auf Plastiktöpfe um, die nicht schwarz sind, da in vielen Recyclingstationen schwarze Gegenstände von den Maschinen nicht erkannt werden können und mit dem herkömmlichen Müll entsorgt werden. Am besten ist es natürlich, wenn Sie Ihren Gärtnereibetrieb fragen, ob er die Töpfe zurücknimmt. Manche tun das, aber nicht alle. Für uns ist das nicht praktikabel, da wir nur einen kleinen Teil der Pflanzen, die wir verkaufen, selbst anbauen und der Rest von vielen verschiedenen Züchtern bezogen wird.
Das meiste Material, was für den Transport von Pflanzen gebraucht wird, wird zurückgegeben und wiederverwendet. Entweder werden die Pflanzen in Plastikkisten geliefert, die auf Holzpaletten gestapelt sind, die bei der Lieferung ausgetauscht werden, oder sie kommen gestapelt auf CC-Wagen, die ebenfalls ausgetauscht werden. In ganz Europa wird das gleiche Standard-Verpackungs-/ Transportsystem verwendet, was ein großer Vorteil ist. Wo Kunststoffkisten oder CC-Wagen nicht zurückgegeben werden können, bestehen wir darauf, dass die Pflanzen in Kartons verpackt werden.
Wo es möglich ist, stellen wir auf biologisch abbaubare Etiketten um. Die vielen tausend Blumenzwiebel-Etiketten, die wir jedes Jahr drucken, werden jetzt auf Papier statt auf Plastik gedruckt. Ab diesem Frühjahr werden wir unsere Beetpflanzen mit wiederverwendbaren Stäbchen farblich kennzeichnen, anstatt Preisschilder auf die Töpfe zu kleben. Immer mehr Pflanzeninformationen werden über QR-Codes auf den Etiketten zur Verfügung gestellt, so dass wir die Etiketten klein halten können, aber dennoch wertvolle Informationen für den Kunden zum Mitnehmen bereitstellen.
Regel 4:
Emissionen reduzieren
Unser “roter Frosch” ist gerade angekommen! Ein kleines, elektrisch angetriebenes Lieferfahrrad, das wir für die meisten Pflanzenlieferungen in Berlin einsetzen werden. Im Garten können Sie Ihre Geräte gegen strombetriebene Werkzeuge austauschen. Heckenscheren, Rasenmäher und Freischneider waren nicht so beliebt, weil das Kabel immer im Weg ist und die Reichweite einschränkt. Heutzutage hat sich die Leistung von akkubetriebenen Maschinen stark verbessert. Die Betriebszeit hat sich erhöht, und die Ladezeit ist schneller geworden. Halten Sie Ausschau nach Fabrikaten, die alle ihre Maschinen mit den gleichen Akkupacks betreiben. Dann benötigen Sie nur ein Ladegerät und zwei Akkus, so dass Sie weiterarbeiten können, während der andere geladen wird.
Überlegen Sie aber auch, ob ein Elektrogerät für die Arbeit notwendig ist. Manche Dinge, wie z. B. das Schneiden von Rasenkanten mit einer Kantenschere, sind mit der Hand genauso schnell erledigt wie mit einem Freischneider. Und nicht nur das: Er ist herrlich leise!
Nachhaltiges Gärtnern Regel 5:
Verbot von Chemikalien
Schon als Kind hatte ich eine starke Abneigung gegen Chemikalien. Was stark genug ist, um schädliche Unkräuter, Schädlinge und Krankheiten abzutöten, wird sicher auch andere Organismen beeinträchtigen. Das war in den siebziger Jahren, als noch viel mehr Pestizide auf dem Markt waren, deren Langzeitnebenwirkungen auf das Wohlbefinden von Menschen und Umwelt noch unbekannt waren. Inzwischen hat sich die Liste der “zugelassenen Pestizide” (für den Hobbygärtner ebenso wie für den Profi) stark reduziert. Bei der integrierten Schädlingsbekämpfung wurden enorme Fortschritte gemacht, und die Liste der zur Bekämpfung eingesetzten Nützlingen wird von Jahr zu Jahr länger.
In den letzten Jahren wurde auch viel mehr Forschung auf dem Gebiet derBodengesundheit und der wichtigen Koexistenz zwischen Pflanzen und Pilzen betrieben. Ein sorgfältiges Bodenmanagement trägt viel zur Pflanzengesundheit bei.
Regel 6:
Die richtige Pflanzenauswahl treffen
Die Bereitstellung einer guten Wachstumsumgebung für eine Pflanze ist nicht der einzige Weg, um sicherzustellen, dass sie glücklich und gesund wachsen kann. Wenn Sie die falsche Pflanze für den Platz gewählt haben, wird sie schwach sein und kämpfen, was sie anfälliger für Schädlings- und Krankheitsbefall macht. Sie können eine sonnenliebende Bart-Iris nicht darauf trainieren, im tiefen Schatten zu gedeihen. Ihr fehlt einfach die nötige Sonne, um die Energie für die Blüte der nächsten Saison aufzubauen. Das Gleiche gilt für Rosen. Sie nehmen einen Teil ihrer Nährstoffe über ihr Wurzelsystem auf, aber genauso wichtig ist die Energie, die sie durch Photosynthese aufbauen. Wenn die Blätter nicht einen ganzen Tag lang Sonne abbekommen, hat die Pflanze nicht genügend Energie, um eine zweite Blüte zu produzieren, und es ist viel wahrscheinlicher, dass sie einem Befall mit Blattläusen und eine Pilzkrankheit erliegt.
Wenn Sie Zweifel haben, sprechen Sie mit Ihrem Gärtner oder gehen Sie in ein gutes Gartencenter und lassen Sie sich beraten, was in Ihrem Garten am besten funktionieren würde – das erleichtert Ihnen nachhaltige Gärtnern enorm. (oder gönnen Sie sich eine “grüne Stunde” und fragen Sie einen unserer Gärtner bezüglich Ihrer Problemstellen.)
Regel 7:
Praktizieren und fördern Sie grüne Gartenarbeitstechniken
Auch durch die Art und Weise, wie Sie gärtnern, können Sie einen positiven Beitrag für die Umwelt leisten. Hier die wichtigsten Tipps:
- Seien Sie nicht zu besessen von der Sauberkeit in Ihrem Garten. Wenn Sie nicht widerstehen können, ihn makellos zu pflegen, dann bestimmen Sie zumindest einige Randbereiche für ein wenig natürliche Unordnung.
- Zur Pflege Ihres Bodens gehört auch, dass Sie zurückgeben, was die Pflanze entnommen hat: Während der Saison werden viele der Nährstoffe, die die Pflanze aufgenommen hat, im Blatt fixiert, das im Herbst dem Boden wieder zugeführt wird. Es kann ein paar Jahre dauern, bis es sich zersetzt, aber die Organismen sind da, um diesen Prozess zu übernehmen. Wenn Sie mit dem Anblick von Laub in den Beeten und Rabatten nicht leben können, dann sammeln Sie es ein, kompostieren Sie es und bringen Sie den Kompost in den Wintermonaten zurück in die Beete. (Aber denken Sie daran, dass Amseln gerne im Laub wühlen, auf der Suche nach Insekten – es kann gut sein, dass sie es auf Ihre Feinde abgesehen haben).
- Lassen Sie Stauden und Gräser nach der Blüte stehen. Sie können gut trocknen und bieten tolle Winterstrukturen, die wiederum eine Nahrungsquelle für Vögel oder einen Überwinterungsplatz für Insekten bieten können.
- Nachhaltiges Gärtnern heißt auch: Schaffen Sie verschiedene Lebensräume für unterschiedlichste Lebewesen. Ein kleines Wasserspiel bietet eine unterhaltsame Badestelle für Vögel, aber auch andere Gartenbesucher wie Insekten und Igel kommen zum Trinken. Ein Holzstapel kann ein wertvolles Zuhause für eine Vielzahl von Nützlingen wie Solitärbienen, Käfer und Kröten bieten.
- Ein kleines Brennnesselbeet ist ein wichtiger Lebensraum für viele unserer heimischen Insekten, eine efeubewachsene Mauer ist ein sicherer Hafen für Spatzen, eine späte Futterstelle für Bienen und eine Nahrungsquelle für Vögel am Ende des Winters. Aber auch Exoten können von großem Wert sein. Nicht alle Insekten sind so wählerisch, welche Pflanze sie als Nahrung und zur Fortpflanzung benötigen, und werden sich an einer breiten Palette von Blumen erfreuen. Wählen Sie also Ihre Palette gut aus und achten Sie auf eine möglichst lange Blütezeit, vorzugsweise von Einzelblüten.
Auch wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Beitrag durch nachhaltiges Gärtnern nur ein kleiner ist: Wenn jeder Gartenbesitzer einen solchen kleinen Beitrag leistet, wird die Welt eine bessere sein! Überlegen Sie sich, was Sie dieses Jahr ändern werden.